Diplom-Biologe · Immunbiologe
Heilpraktiker · Diplom-Akupunkteur
Mikrobiologie · Genetik Biochemie · Neurobiologie
Die Stress-Forschung der letzten Jahre legt nahe, dass chronischer Stress zu Entzündungen führen kann. Die Immunbotenstoffe, die bei einer Entzündung ausgeschüttet werden, sind möglicherweise auch verantwortlich für Depressionssymptome wie fehlender Antrieb, Müdigkeit und Niedergeschlagenheit.
Neuere Forschungsergebnisse verbinden chronischen Stress mit Entzündungen.
Im Gegensatz zu akuten Entzündungen, die am Ende wieder abklingen, dauern Entzündungen, die aufgrund von Stress oder anderen ungünstigen Lebensumständen entstehen, häufig an. Solche Entzündungen verlaufen oft stumm (silent inflammation) und werden für oxidativen und nitrosativen Stress verantwortlich gemacht. Sowohl die vermehrte Produktion von Sauerstoff-Radikalen als auch von Stickstoffmonoxid-Radikalen (NO-Radikale) können über einen längeren Zeitraum gesundes Gewebe, Zellen, Blutgefäße und sogar die Psyche schädigen. Je früher sie behandelt werden, umso weniger Schaden können sie anrichten.
Wie Stress zu Entzündungen führt
Wissenschaftler der Harvard Medical School in Boston um Ahmed Tawakol wollten wissen, wie das Gehirn auf Stress reagiert. Sie untersuchten die Aktivität der Amygdala, einer Gehirnregion, die an der Verarbeitung von Stress und Emotionen beteiligt ist. Dazu unterzogen sie 293 Personen mittleren Alters, die über Stress klagten, einer PET/CT-Untersuchung. Gemessen wurde die Aktivität in der Amygdala, im Knochenmark und in den großen Arterien. Dabei zeigte sich, dass die Amygdala unter Stress ihre Aktivität erhöhte. Dies war mit einer gesteigerten Knochenmark-Aktivität, also einer vermehrten Synthese von Leukozyten, assoziiert. Ein Anstieg der Leukozyten gilt als Hinweis auf eine Reaktion des Immunsystems auf eine Entzündung. Außerdem war die Amygdala-Aktivität deutlich mit einem gesteigerten Entzündungsgeschehen in den Arterien korreliert. Personen mit diesen Befunden hatten ein fast 60 Prozent höheres Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse.
Stress, Entzündung, Depression – Die Zytokin-Hypothese
Chronischer psychosozialer Stress kann bei entsprechender genetischer Disposition auch zu einer Depression führen. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Dysregulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse). Daneben deuten immer mehr Befunde darauf hin, dass auch Botenstoffe des Immunsystems, sog. Zytokine, entscheidend zur Entstehung depressiver Störungen beitragen könnten. Diese Zytokine sind für das bei Infektionen typische sickness behavior verantwortlich, dessen Symptome wie Abgeschlagenheit, Lustlosigkeit, Konzentrationsschwäche und Appetitlosigkeit mit denen einer Depression überlappen. Dass depressive Patienten Zeichen eines überaktiven Immunsystems aufweisen, ist durch viele Studien belegt.