Diplom-Biologe · Immunbiologe
Heilpraktiker · Diplom-Akupunkteur
Mikrobiologie · Genetik Biochemie · Neurobiologie
Eine Therapie mit Säureblockern (PPI) ist nicht immer sinnvoll
Die Unruhe und Hektik unserer schnelllebigen Zeit bleibt nicht ohne Folgen – auch für unsere Mägen. Hoch ist die Zahl derer, die unter Magenproblemen und Gastritis leiden. Immer mehr Ärzte verordnen deshalb Protonenpumpeninhibitoren. Doch die Nebenwirkungen einer Langzeittherapie mit diesen Arzneien sind nicht mehr wegzudiskutieren. Daher sind alternative Behandlungsansätze, u. a. aus der Naturheilkunde, gefordert.
Krankheiten des Verdauungstrakts machten 2016 einen Anteil von 5,1 Prozent am Krankenstand aus. Magenschleimhautentzündungen sind hier neben Reizmagen und Reizdarm die amhäufigsten vorkommenden Diagnosen. Als Hauptrisiken wurden Infektionen mit dem Bakterium Helicobacter pylori sowie potenziell magenschädigende Arzneimittel, insbesondere nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) oder ASS identifiziert. Aber auch Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum, Stress und psychosoziale Belastungen sowie Ernährung sind als Auslöser zu benenen.
Auslöser: Helicobacter pylori-Infektionen
Zu den häufigsten Ursachen für eine Gastritis zählen Helicobacter pylori-Infektionen. Für Magen- und Zwölffingerdarmerkrankungen mit Beteiligung von Helicobacter pylori stehen inzwischen Behandlungsschemata mit Antibiotika und Protonenpumpenhemmern (PPI) zur Verfügung, so dass die Verbreitung von Helicobacter pylori-Infektionen seit Jahren in Deutschland abnimmt. Insbesondere PPI haben dazu beigetragen, dass die Abheilungsdauer deutlich verkürzt und das Auftreten blutender Ulzera verringert werden konnten.
Auch präventiv verordnet, während einer Therapie mit nichtsteroidalen Antirheumatika, werden sie als Magenprotektion geschätzt. Ein kurzfristiger Einsatz dieser Medikamente kann durchaus sinnvoll sein. Langfristig betrachtet ist diese Therapie wegen der mitunter gravierenden Nebenwirkungen kritisch zu bewerten und zu hinterfragen.
Säureblocker: Segen und Fluch zugleich?
Eine langfristige Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren wird u. a. in Zusammenhang mit einem erhöhten Osteoporose- und Frakturrisiko, Lungenentzündungen, Darminfektionen oder Vitamin B12- und Magnesium-Mangel-Zuständen sowie akuten Nierenerkrankungen gebracht. Insbesondere Vitamin B12-, Eisen-, Magnesium- und Kalzium-Mangel wurden beobachtet. Folgeerkrankungen wie etwa Anämien sind nicht selten anzutreffen.
Die langfristige Einnahme von Protonenpumpenhemmern wird auch mit einem erhöhten Risiko für schwere Darminfektionen in Verbindung gebracht. Durch die Reduktion der Magensäure können sich Mikroben im Darm ausbreiten, die unter normalen Bedingungen die Magenpassage nicht überlebt hätten.
Schottische Wissenschaftler konnten z. B. bei Patienten unter PPI deutlich höhere Clostridium difficile und Campylobacter-Populationen nachweisen, als bei Vergleichspersonen ohne PPI-Behandlung. Eine aktuelle Studie aus China konnte auch belegen, dass chinesische Patienten mehr als doppelt so häufig an Magenkrebs erkranken, wenn sie nach einer erfolgreichen Helicobacter.-pylori-Eradikation (Antibiotikatherapie) langfristig mit Protonenpumpeninhibitoren behandelt wurden. Eine amerikanische Auswertung von zwei Studien bestätigte Hinweise, dass PPI bei Langzeitanwendung auch das Risiko für chronische Nierenkrankheiten erhöhen. Diskutiert wird auch eine Korrelation von PPI-Einnahme und Demenz. Eine langfristige Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren führt einer Studie zufolge zu einem um 44 % erhöhten Demenzrisiko.
Stress als Feind des Magens
Stress und psychosoziale Belastungen spielen für die Entstehung von Magenproblemen und Gastritis eine nicht unerhebliche Rolle. Die Schutzmechanismen des Magens, vor allem die Magenaktivität und die Durchblutung der Magenschleimhaut, werden reduziert. Bei anhaltendem oder wiederkehrendem Stress bleibt eine Regeneration aus und es erhöht sich das Risiko für eine Gastritis.
Weitere Faktoren, die Magenbeschwerden fördern
Neben Helicobacter pylori und Medikamenten greifen auch andere Substanzen in den sensiblen Regulationsprozess des Intestinaltrakts ein und reizen die Magenschleimhaut und/oder regen die Magensaftproduktion an. Das kann bei ausbleibender Therapie bis hin zur Ulkusbildung (Geschwürbildung) führen. Zu den problematischen Substanzen gehören neben unregelmäßiger Ernährung Reizstoffe wie Kaffee, Alkohol und Medikamente. Auch Gallenreflux aufgrund einer Pyloruserschlaffung kann Auslöser sein.
Autoimmune Geschehen des Intestinaltrakts werden zunehmend ein Problem und stellen den Therapeuten tagtäglich vor neue Herausforderungen. Von autoimmunen Ösophagitiden bis hin zu Colitis ulcerosa können entsprechend alle Bereiche des Verdauungstrakts betroffen sein. Oft unumgängliche systemische Kortisontherapien verlangen dann aufgrund der aggressiven Nebenwirkungen auf den Magen wieder nach Magenschutz, womit häufig eine Kaskade in Gang gesetzt wird, die sich auf den ganzen Organismus schwächend niederschlägt.